Die (falsche) Annahme, dass etwas existiert, die darauf beruht, dass es eine Bezeichnung dafür gibt.
Es gibt das Wort „Einhorn“, das ein mythologische Wesen bezeichnet, welches bestimmte Eigenschaften hat.
Folglich gibt es auch „Einhörner“ mit diesen Eigenschaften.
Alleine die Tatsache, dass ein Begriff existiert, ist kein hinreichender Grund anzunehmen, dass das durch den Begriff beschriebene Phänomen auch existiert.
Dies klingt einleuchtend, wenn man an Fabelwesen (wie das o.g. Einhorn) oder ähnliches denkt, aber kann mitunter sehr schwierig zu klären sein, wenn es um abstrakte Begriffe oder komplexe Implikationen geht: ein Wort wie „Jugendkriminalität“ impliziert z.B. dass dies ein Phänomen sei, welches gesondert von der allgemeinen Kriminalität zu betrachten ist – ob das wirklich gerechtfertigt ist, hängt vom jeweiligen Zusammenhang ab, es einfach vorauszusetzen, weil das Wort existiert, ist jedenfalls ein Denkfehler.
Gerade im politischen Diskurs werden Begriffe oft gebraucht, weil diese griffig und einprägsam und nicht weil sie etwa besonders hilfreich zum Verständnis eines Sachverhaltes sind. Aber auch im wissenschaftlichen Bereich kann ein ontologischer Ansatz (also eine Beschreibung von existierenden Wörtern), z.B. für ein Lexikon oder ein Glossar, andere Ergebnisse bringen, als ein phänomenologischer (d.h. eine Beschreibung der Phänomene).
Hinweis: Die ontologische Fehlannahme ist auch eine Herausforderung für diese Site. Es existieren zahlreiche Begriffe, welche in die Themenbereich dieses Projektes passen würden, bei denen aber nicht klar ist, ob sie wirklich existierende Phänomene beschreiben. Alleine die Tatsache, dass ein Begriff existiert ist daher nicht unbedingt ein guter Grund, ihn hier auch aufzunehmen.
Der ursprünglich von Anselm von Canterbury formulierte, sog. „ontologische Gottesbeweis“ lässt sich (etwas vereinfacht) wie folgt ausdrücken:
Der Begriff „Gott“ bezeichnet etwas, was alle positiven Eigenschaften vereint.
Zu existieren ist eine positive Eigenschaft.
Daher existiert Gott.
Letztlich ist diese Form von Gottesbeweis ein clever verschleierter Weg, zu postulieren, dass alleine daraus, dass wir uns „Gott“ auf eine bestimmte Weise vorstellen können, folgen soll, dass ein solches Wesen existiere. Dies ist aber kein Argument, welches eine solche Position unterstützt.
Hinweis: dies ist kein Beweis für oder wider die Existenz Gottes, es geht alleine darum, dass der sog. „ontologische Gottesbeweis“ nicht als Beweis für die Existenz taugt. Siehe auch Fallacy-Fallacy.