Symbolbild: „Turm‐und‐Wall-Fehler“, Fotograf: Michael Garlick, Creative Commons Attribution Share-alike license 2.0; Wikimedia Commons

Turm-und-Wall Fehler

Eine Form von Denk- oder Argumentationsfehler, bei dem Kon­zepte oder Posi­tionen auf­grund von un­scharfen Definitionen sinn­ver­änd­ernd erweitert, verengt oder vertauscht werden.

Der Name ist eine Übersetzung des englischen Ausdrucks „motte-and-bailey fallacy“, der sich auf eine bestimmte Form mittelalterlicher Befestigungsanlagen bezieht, bei denen eine stark befestigte Turmhügelburg (auch im Deutschen als „Motte“ bezeichnet) von einem leichter befestigten Burgwall (engl. „bailey“) umgeben ist.

Als Argumentationsweise funktioniert es so, dass man einen Angriff auf die „Wall“-Position aus der leichter zu verteidigenden „Turm“-Position abwehrt, dann aber so tut, als habe man damit auch den „Wall“ verteidigt.

Zum Beispiel könnte ein Argument wie: „Homöopathie hat keinerlei Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus“, gekontert werden mit: „Die Naturheilkunde ist eine etablierte Praxis, die viele Erfolge vorzuweisen hat“. In diesem Fall ist die Homöopathie die „Wall“-Position, die tatsächlich schwer zu verteidigen ist, und „Naturheilkunde“ der „Turm“, für den es bessere Argumente gibt.

Umgekehrt kann auch anstelle eines Angriffes auf die schwer einzunehmende „Turm“-Position, der „Wall“ angegriffen und dann einfach so getan werden, als sei damit auch der „Turm“ gefallen: Hier etwa, indem man so tut, als sei durch Widerlegung der Homöopathie auch die Naturheilkunde widerlegt.

Da beide Seiten, Angreifer und Verteidiger, ein Interesse daran haben können, diese Verwirrung aufrechtzuerhalten, können solche Diskurse über eine sehr lange Zeit im öffentlichen Diskurs – und entsprechend auch als Denkweisen bei Individuen – erhalten bleiben.

Weitere Informationen zum Turm-und-Wall Fehler auf Denkfehler Online.


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